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Attur: Examensarbeiten, wie beim Abitur, Besuch Nov. 2011

Anders als bei uns üblich, werden im Laufe des Schuljahres regelmäßig staatlich vorgeschriebene Examensarbeiten von allen Klassen gleichzeitig geschrieben. Dabei beobachteten wir, dass viele Kinder ihre Arbeiten auf dem Boden sitzend erledigen mussten, weil die Schule gegenüber dem letzten Schuljahr um rd. 100 Kinder gewachsen war, aber noch nicht über die ausreichende Zahl an Schulmöbeln verfügte. Zum Glück wurden die dann unmittelbar nach unserer Abreise geliefert, nachdem wir die zuständige Werkstatt besichtigt hatten.

Wir erlebten praktisch, wie Unterrichtsqualität auch mit Organisations- und Kontrollmaßnahmen zusammen hängt. Wie uns erzählt wurde, ist es bei staatlichen Schulen oft üblich, dass die Lehrer ihren Kindern beim Lösen der vorgegebenen Examensarbeiten helfen, damit die staatlich kontrollierten Ergebnisse auch gut ausfallen. Nicht so in unserer Schule, in der die Kinder der Klassen untereinander gemischt werden, damit Abschreiben praktisch nicht möglich ist. Außerdem werden die Lehrerinnen auch gemischt und führen keine Aufsicht bei ihren eigenen Schulerinnen und Schülern. Die Ergebnisse aller Examensarbeiten, die nicht nur am Ende jeden Schuljahres, sondern mehrfach auch im Schuljahr geschrieben werden, müssen in einem speziellen Heft dokumentiert werden, das die Klassenlehrerin, die Eltern und der Schulleiter unterschreiben. Wenn dann die Examensarbeiten bei Kindern unter dem Durchschnitt ausfallen, müssen die Lehrerinnen beim Schulleiter, d.h. bei Joshua, dem Sohn von Pastor Dhairiyanathan, „antreten“ und begründen, warum das so ist. So sind die Examensarbeiten gleichzeitig Prüfungen für die Lehrerinnen, die so ein persönliches Interesse entwickeln, gut zu unterrichten. Viele Lehrer der staatlichen Schulen schicken ihre eigenen Kinder auf Privatschulen. Sie werden wissen warum.

Attur: Das Mitarbeiterteam sorgt für die gute Ausbildung der…

Die Ausbildungsqualität der Schulkinder hängt vor allem ab von der Qualifikation des Lehrpersonals und der Qualität des Unterrichts, aber auch von der Motivation aller Mitarbeiter, deren Zusammenarbeit und dem gesamten menschlichen „Klima“einer Einrichtung.

Wenn wir die Schule besuchen sehen wir die Dinge natürlich mit „Sonntagsaugen“ und haben nur sehr kurze Eindücke. Trotzdem spürt man schnell, ob die grundsätzliche Situation stimmt. Dazu gehört von unserer Seite auch zum positiven Schulklima beizutragen. In der Vergangenheit und auch auf dieser Reise haben wir immer Wert darauf gelegt, den Kindern und dem Mitarbeiterstab Geschenke mitzubringen. Je mehr die Schule wächst, umso schwieriger wird das. Neben den Kappen und den Kugelschreibern für die Kinder oder ähnlichen Dingen, die wir meist in unserem Fluggepäck noch unterbringen, hat sich der Kauf von Saris für die Lehrerinnen und Ayas und Stoffen für die Männer eingebürgert. Die werden dann immer in der Bezirkshauptstadt in Salem eingekauft. Lustig und fröhlich sind dann immer die „Starfotos“ im neuen „Outfit“.

Ein Erlebnis für das Gesamtklima an der Schule ist der Kontakt mit einer der Ayas (Küsterin oder Hausmeisterin) der Schule, die vor einigen Jahren schwer verunglückte. Sie wurde von einem Auto angefahren, als sie einem Schulkind half die Straße zu überqueren. Joshua, der Leiter der Schule und seine Frau Rani bemühten sich intensiv um sie, sorgten für denKrankenhausaufenthalt und dessen Fianzierung, wie das für uns hier eine Selbstverständlichkeit sein sollte. In Indien, wo es  üblicherweise keine Versicherungen gibt und für diesen Schaden niemand aufkam ist das aber ein Sonderfall. Nachträglich haben wir die Kosten aus Spendenmitteln von hier erstattet.

Die Frau wurde zum Glück wieder vollständig gesund. Sie ist Witwe und betrachtet die Schule seither als ihr „Zuhause“, schläft unter dem Dach der Laubengänge vor den Klassen und hilft bei vielen Dingen, die sonst nicht ihre Aufgaben sind. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und diese Auffassung dürfte sich auch dem übrigen Mitarbeiterstab mitteilen und seinen Einfluss nicht verfehlen.

 

Zwei neue Klassen werden gebaut

Der Beton wird abgezogen.
Die Fenster zum Schulhof
Der Unterzug auf dem Gang wird eingeschalt
Die Betonstützen werden vorbereitet.Die oberste Decke wird betoniert

Jedes Schuljahr steigt die Zahl der Kinder, die angemeldet werden. Für das Schuljahr 2011/2012, das üblicherweise ab Juni beginnt meldeten die Eltern insgesamt 480 Kinder an. Die Raumkapazität reicht schon lange nicht mehr und in manchen Schulräumen müssen schon 2 Klassen untergebracht werden. Nach unserer Planung sollten eigentlich erst 2012 neue Klassen zur Verfügung stehen. Da aber keine Kinder vom Schulbesuch ausgeschlossen werden sollen, müssen wir unsere Planung ändern. Zum Glück ermöglichten besondere Sponsoren den Baubeginn schon im Frühsommer, obwohl sich die Baukosten in etwa 2 Jahren fast verdoppelt haben.

Das Bauwasser muss mit dem Tankwagen kommen
Alles Baumaterial muss einzeln gekauft werden.

Die Leitung der Schule „fackelt nicht lange“. Verwaltungs- und Genehmigungszeiten sind für einen solchen Bau in Indien auf dem Land nicht erforderlich. Die vorhandenen Klassen sollten aufgestockt werden. Ein Treppenhaus war schon in den vorangegangenen Bauabschnitten mit eingebaut worden.  So steht der Rohbau mit der obersten Decke schon im September. Auch wenn die Finanzierung der Klassen wegen der inflationären Kostensteigerungen nicht für die komplette Fertigstellung reicht, werden die Kinder sicher schon den Rohbau nutzen, wie das früher schon getan wurde.

Unterricht im Freien
Zwei neue Klassen im Obergeschoss
Die neuen Klassen sind aufgestockt.

Schulsportfest mit Kindern und Eltern

Ende August fand das große Schulsportfest statt. Auch wenn der indische Tanz einen großen Teil des Sportunterrichts ausmacht, sind sportliche Spiele und andere Vorführungen der Kinder ein besonderes Erlebnis. Natürlich waren die Eltern stolz ihre Kinder zu sehen. Ich stelle mir aber das besondere Vergnügen und die Begeisterung der Kinder vor, als sie ihre Eltern bei Spielen und Wettkämpfen bewundern konnten, denn auch sie wurden von der Schule bei dem großen Fest beteiligt. Die Preisverleihung an Kinder Eltern und Lehrer stelle ich mir endlos vor, denn Urkunden und Geschenke waren für die vielen Erfolgreichen ganz besonders wichtig.

Schulausflug in die Berge

Fast jedes Jahr veranstaltet die Schule einen großen Schulausflug, der den 70 Kindern der oberen Klassen im März dieses Jahres einen Blick über den „Tellerrand“ ihres normalen Umfeldes ermöglichte.  Auch für die Lehrerinnen und den sonstigen Mitarbeiterstab ( 18 Personen) wird die Reise in die Whestgats, die Bergkette an der Grenze zu Kerala ein besonderes Erlebnis gewesen sein, denn eine Fahrt wie z.B. von Düsseldorf nach Frankfurt, macht man in Indien nicht jeden Tag, zumal es auf der befahrenen Strecke keine Autobahnen gibt. Nicht weit von Coimbatore einer Großstadt im Osten Tamil Nadus erreichte die Reisegruppe Palakkad, besuchte die Karunya Universität, den Bedhestha Park und den Azhampula Staudamm.

Putzarbeiten im Erdgeschoss

Die neu aufgebaute Kirche hat Richtfest

Auf der Decke über dem Kirchsaal
Auf der Decke über dem Kirchsaal

Nachdem im vergangenen Jahr im Januar die alte Kirche durch einen Brand vernichtet wurde, hat es die Germeinde geschafft, nach einem Jahr den Rohbau des Neubaus wieder zu errichten. Es ist dort zwar nicht üblich, wie bei uns in Deutschland Richtfest zu feiern, aber die letzte Betondecke über dem Kirchsaal im Obergeschoss ist betoniert.

Eisen auf der Decke über dem Kirchsaal
Eisen auf der Decke über dem Kirchsaal
Betonieren der Decke über dem 1.Obergeschoss
Betonieren der Decke über dem Kirchsaal
Betonieren der Decke über dem Kirchsaal
Betonieren der Decke über dem Kirchsaa

Besonders freut uns, dass die Wohnung für Pastor Dhairiyanathan und seine Familie bald fertig wird und er wieder aus der provisorischen Wohnung in der Stadt zurück an den alten Wohnort kann. Da seine Frau große Kniebeschwerden hat und für sie Treppensteigen nur äußerst schwer möglich ist, wird die Wohnung im Erdgeschoss ihr große Erleichterung bringen.

Putzen
Putzarbeiten im Erdgeschoss
Putzarbeiten im Erdgeschoss
Putzarbeiten im Erdgeschoss

Wie die Bilder zeigen, arbeiten dort die Putzer und die Maler werden auch bald fertig werden.

Sauberes Trinkwasser für Schüler und Lehrer

Wer davon ausgeht, dass in Gebieten mit jahreszeitlich bedingter großer Trockenheit überall sauberes Trinkwasser bereit steht der irrt. Wenn überhaupt ausreichend Wasser vorhanden ist, sind alle froh. Europäer sollten in Attur das normale Wasser keinesfalls unabgekocht trinken, wenn sie nicht sofort eine heftige Darmerkrankung riskieren wollen. Aber auch für die indischen Menschen, besonders Kinder ist die mangelhafte Sauberkeit des Wassers nicht unproblematisch. Zwar sind die Menschen und ihre Abwehrkräfte an die dortigen Anforderungen angepasst, aber auch dort gibt es häufig Darmerkrankungen.

Nach den großen Dürrejahren  in Tamil Nadu zwischen 2000 und 2004 hat die Regierung für dieErgänzung eines Frischwassernetzes gesorgt und die Hausbesitzer, wie auch unsere Schule veranlasst kleine Wassertanks aus Beton in die Erde zu bauen, um sie regelmäßig stundenweise mit Wasser zu versorgen. Wenn man die Deckel der kleinen Zisternen öffnet, kann man allerdings die Fliegen und Mücken über dem Wasser fliegen sehen.

Aus diesem Grunde hat die Schulleitung in Gopalapuram, dem Dorf, in dem die Schule steht, eine neue Filteranlage installieren lassen, die in der Stunde bis zu 50 Liter Wasser filtert und desinfiziert.

Was uns selbstverständlich ist, ist dort ein wesentlicher Schritt für eine bessere Gesundheit aller, die in der Schule leben.

Weihnachten feiern in der provisorischen kleinen Kirche in Attur

Vor dem Weihnachtsfest wird in Attur wie alle Jahre das  „choral singing“ , das Weihnachtssingen bei allen Familien durchgeführt. Da die Gemeindeglieder bis zu 35 km von Attur entfernt wohnen, ist das für den improvisierten Chor immer ein besonderer Kraftakt. Pastor Dhairiyanathan schrieb, dass er die letzte Zeit vor Weihnachten oft erst um 2 Uhr am Morgen ins Bett gekommen und zusammen mit seiner Frau völlig übermüdet sei, aber keine Familie wird vergessen.

Der Wiederaufbau der Kirche ist zwar weit fortgeschritten, die Gemeinde muss aber weiter in ihrer keinen provisorischen Notkirche Weihnachten feiern.

Wie auf den Bildern zu erkennen ist, lässt sich die Gemeinde dort von den im Augenblick recht engen Verhältnissen nicht irritieren. In Attur wird der Weihnachtsgottesdienst am 25.12. gefeiert und anschließend gibt es das „love fiest“ das Liebesfest, bei dem alle zusammen-in verschiedenen Etappen essen. Meist sind die Gemeindeglieder jung und alt sowie viele Gäste zu beköstigen. Da muss in der Regel für über 400 Menschen gekocht werden.

In diesem Jahr wurde wie immer alles gespendet, entweder in Geld oder als Naturalien. In der kleinen Notkirche ist kein Platz zum Kochen, deshalb haben viele Helfer der Gemeinde in der Schule, 20 km von Attur entfernt gekocht und alles mit einem Schulbus nach Attur zur Kirche gefahren. Das tut der allgemeinen Freude keinen Abbruch.

Natürlich feiern die Kinder in Attur seit Jahren einen eigenen Weihnachtskindergottesdienst. Die Bilder zeigen, dass Weihnachts- und Krippenspiele, wie bei uns, sehr beliebt sind.

Die neue Kirche, Rohbauarbeiten eingestellt

Deutlich sind die Konturen des neuen Kirchengebäudes erkennbar, aber für den Abschluss der Rohbauarbeiten fehlt noch die Decke über dem 1. Obergeschoss, über dem Kirchsaal. Große Opfer der Gemeinde und unsere Hilfe haben die bisherigen Arbeiten ermöglicht. Mangels weiterer Finanzen musste die Baustelle aber jetzt zunächst stillgelegt werden. Im Erdgeschoss soll in Zukunft die Wohnung des Pfarrers und Räume für den Kindergottesdienst und Gruppenarbeit untergebracht werden. Der Abschluss der Rohbauarbeiten und die Ausbauarbeiten sind noch ein langer Weg, der ohne unsere weitere Hilfe nicht möglich ist.

Kirche in Attur durch Brand vernichtet, 10.01.2010

In der Küche der Wohnung entzündete sich im Januar dieses Jahres eine Gasflasche. Der Brand erfasste die gesamte Wohnung und einen Teil der Kirche. Zum Glück kamen keine Menschen zu Schaden. Trotzdem bedeutet dieses Unglück eine Katastrophe für die Gemeinde und den Pastor. Durch Sicherheitsauflagen der Gemeinde dürfte das alte Holzdach nicht wieder errichtet werden, für eine Betonkonstruktion reichten aber die alten Fundamente nicht aus. So musste das gesamte Gebäude abgerissen werden.

Zunächst wohnte Pastor Dhairiyanathan provisorisch in einem Klassenraum der Schule. Da aber die Betreuung der Gemeinde und die Organisation des Neubaus von dort auf Dauer nicht möglich war bezog er später eine gemietete Wohnung in Attur. Die Fotos zeigen den Abriss der Kirche und das Pastorenehepaar in der Schule zwischen den größtenteils verbrannten und nicht mehr nutzbaren Gegenständen ihrer Wohnung.

Die Schulbusse reichen nie aus

Ein besonderes Problem sind aber die notwendigen Schulbusse.  Da ein großer Teil der Kinder in einem Umkreis von fast 10 km um die Schule in Hütten, direkt an den Feldern der Bauern wohnt und die Temperaturen bis über 40 °C steigen, müssen viele mit Bussen abgeholt werden. Die Anschaffung der Fahrzeuge wird aus deutschen Spenden finanziert, der Betrieb vor Ort. Das kleinste Fahrzeug auf dem Foto ist schon über 16 Jahre alt und kaum noch betriebsfähig. Es sollte schon mehrfach ausgetauscht werden, musste aber wegen dem großen Bedarf weiter in Betrieb bleiben. Weil die Schülerzahlen gegenüber dem letzten Schuljahr um mehr als 70 Kinder anstiegen, stellte unsere Gemeinde ein neues Fahrzeug mit 35 Plätzen zur Verfügung, das seit August dieses Jahres in Betrieb ist. Die vorgezogene Anschaffung wurde nur durch eine große unerwartete und viele kleinere Spenden möglich. Das kleine Fahrzeug mit 16 Plätzen wird nun endgültig ausgemustert. Trotzdem sind die Busse nach wie vor stark überbelegt, was nur möglich ist, weil die Fahrzeuge auf kleinen Wegen ohne Verkehr zwischen den Feldern unterwegs sind.